Sonntag, 27. November 2022

Zum 1. Advent - Ein Tagtraum.....


........ jetzt sind die Tage oft dunkel und lang.
Zeit um ein wenig zu träumen.

Ich stehe vor der Türe eines Dachbodens der zu einer großen alten Villa gehört, die seit Jahrzehnten verlassen scheint.
Es ist klirrend kalt, die Fenster im Treppenhaus überzogen von einer dicken Eisschicht.

Noch zögere ich. Mein Herz klopft mir bis zum Hals.Mein Verstand sagt mir, dass ich da eigentlich nicht hinein gehen sollte. 
Denn ich kenne alte Dachböden zur Genüge. Ich habe immer im Altbau gewohnt, auch unsaniert.
Meine erste eigene Wohnung, die nur aus zwei Zimmern bestand,, führte über so einen gruseligen kalten Dachboden. Mit Holz-Verschlägen, winzigen Dachluken durch die das Licht nur spärlich fiel, knarrende Holzdielen, Staub, Dreck, Spinnweben, tote verirrte Vögel, Mäuse nun ja...


Und doch treibt mich innerlich etwas an.....lässt mich meine Angst vergessen.
Denn der Dachboden in meinem Traum sieht aus wie der Raum der Wünsche bei Harry Potter.
Bis unter die Decke stapeln sich dort jede Menge Kleinmöbel, Kisten, Kartons und Truhen, Spiegel und Gemälde. Zeitzeugen der Besitzer, die hier einst lebten.


.......und so drehe ich den Schlüssel, bis die Türe quietschend aufspringt.
Lange muss ich nicht suchen.
Gleich vorn neben einem Puppenwagen ohne Räder, unter einem alten Tisch steht, halb zugedeckt mit einer Decke ein Karton, der mich wie magisch in seinen Bann zieht.

Die staubige Decke fällt, den Kartondeckel hebe ich gaaaaaaanz vorsichtig an, man weiß ja nie...
Kurz fährt mir auch der Schreck in die Glieder, der aber sofort wieder verfliegt als mir bewusst wird, dass ich in das Gesicht einer alten Puppe blicke.



Schmutzig, genauso wie einst mein Findelkind, rührt mich ihr Anblick zutiefst.
Während ich sie näher betrachte, kreisen meine Gedanken um die ehemaligen Besitzer der Puppe. Wem hatte sie wohl einst gehört und warum um Himmelswillen, warum nur hatte die Familie sie hier zurückgelassen....... und vergessen..........

*


Ich weiß nicht, ob es solche Funde heutzutage überhaupt noch gibt.
In Zeiten von Ebay und Co., Urban Exploring, Lost Places Entdecker habe ich so das Gefühl alle Dachböden dieser Welt sind entrümpelt, Geheimnisse gelüftet und das Aufgefundene zerstört oder verkauft.


Meinen Traum, meine Fantasie kann mir keiner nehmen. Mein inneres Kind habe ich mir immer bewahrt, es beschützt und gepflegt.





Natürlich wird das Gesicht der Puppe noch gereinigt, die alte Perücke frisiert.
Ich werde ihr Hüte und Kleider anprobieren. Denn sauber und gepflegt wird sie mal vor 100 Jahren in einem Mädchenzimmer gesessen haben.
Vielleicht sogar am Weihnachtsabend unter einem Tannenbaum mit funkelnden Lichtern in einem herrschaftlichen Haus.

Im Moment allerdings möchte ich die Aura eines vergessenen Schatzes, die diese Puppe umgibt noch nicht gleich zerstören.......

Simon & Halbig Santa hergestellt um 1898, 70 cm groß

*
Einen schönen 1. Advent und träumt mal wieder! 💝

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